Alopezie

Labordiagnostik bei Alopezie – Haarausfall

Von einem krankhaften Haarausfall spricht man wenn über einen längeren Zeitraum mehr als 100 Haare pro Tag ausfallen.
Von chronischem Haarausfall wird bei einer Dauer von mehreren Monaten gesprochen.

Formen des Haarausfalls.

Androgenetische Alopezie (anlagebedingt)Bei Männern: Auftreten von „Geheimratsecken“ bis zur Glatze; häufig (80% aller ♂)
Bei Frauen: Ausdünnung des Haarbestands im Mittelscheitelbereich
Diffuser HaarausfallHaarverlust am gesamten behaarten Kopf ohne bestimmtes Ausfallmuster
Alopecia areataTypischerweise liegen am behaarten Kopf eine oder mehrere kreisrunde kahle Stellen vor

Alopecia androgenetica (AGA = anlagebedingter Haarausfall).

Beim vererbten Haarausfall liegt meist ein typisches Ausfallmuster vor:
Bei Männern treten zunächst „Geheimratsecken“ auf, anschließend kommt es zum Verlust der Haare am oberen Hinterkopf, in ausgeprägten Fällen entsteht ein „Glatze“ wobei die Haare über den Ohren und am unteren Hinterkopf erhalten bleiben.
Bei Frauen verläuft der Haarausfall überwiegend nach dem „Mittelscheitelmuster“ mit Ausdünnung der Haare entlang des Scheitels.
Anders als vermutet finden sich bei der androgenen Alopezie selten erhöhte Spiegel männlicher Geschlechtshormone. Es besteht lediglich eine erhöhte Empfindlichkeit der Haarwurzel gegenüber Testosteron.
Treten jedoch (bei Frauen) Virilisierungserscheinungen auf, sind Hormonuntersuchungen sinnvoll (siehe Fachinformation: Hirsutismus)

Diffuser Haarausfall.

Beim diffusen Haarausfall liegt kein spezielles Ausfallmuster vor – das Haar dünnt allgemein aus.

Ursachen.

  • Hormone
    • Sexualhormone.
      Ein häufiges Phänomen ist das postpartale Effluvium, das 2-3 Monate nach der Entbindung auftritt. In der Schwangerschaft ist der Östrogenspiegel physiologisch hoch, dadurch bleiben die Haare länger in der Anagenphase und fallen noch nicht aus. Nach der Geburt fällt der Östrogenspiegel ab, die Haare treten in die Telogenphase (=Ruhephase) und fallen 2-3 Monaten danach aus. Dieses Phänomen ist selbstregulierend und endet nach einigen Wochen bis Monaten.
      Effluvium wird auch in Zusammenhang mit dem Absetzen oder Umstellen von Hormonpräparaten wie der „Pille“ beobachtet. Auch dieses Phänomen ist selbstregulierend.
    • Schilddrüsenhormone.
      Sowohl eine Hyper- als auch eine Hypothyreose beeinflussen das Haarwachstum. Die Intensität des Haarausfalls und das Ausmaß der Hormonfehlfunktion korrelieren nicht unbedingt.
      Eine Hypothyreose führt zu brüchigem Haar. Bei einer Hyperthyreose kann das Haarwachstum beschleunigt sein: die Haare gehen rascher in die Telogenphase (=Ruhephase) über und fallen damit schneller aus.
  • Nährstoffe.
    • Haarfollikel sind sehr teilungsaktiv und reagieren empfindlich auf einen gestörten Stoffwechsel, z.B. einen Mangel an Nährstoffen.
      Mangelernährung, Diäten, Nahrungsaufnahmestörungen, Essstörungen können zu einem Nährstoffmangel führen und einen diffusen Haarausfall bedingen.
      Mit Ausnahme vom Eisenmangel sind echte Nährstoffmängel ansonsten allerdings selten. Bei Verdacht auf einen Mangel können folgende Parameter bestimmt werden.
      • VitaminD
      • Biotin(VitaminH)
      • Selen
      • Zink
    • Eisenmangel
      Er ist relativ häufig und lässt sich laborchemisch leicht bestimmen.
  • Vergiftungen.
    Selten. Umweltgifte wie Blei, Thallium, Cadmium, Arsen, Kupfer, u.a. können einen diffusen Haarausfall bedingen.
  • Chronische Erkrankungen.
    Chronische Leber- und Nierenerkrankungen, Infektionserkrankungen wie Typhus, Tuberkulose, Syphilis, Aids
  • Infektionen mit hohem Fieber und Operationen in Vollnarkose.
    Sie können mit einer Verzögerung von 3-4 Monaten zu diffusem Haarausfall führen.
  • Stress.
    Psychogener Stress kann Haarausfall auslösen oder einen vorbestehenden Haarausfall verschlimmern.
  • Sonderformen.
    • Saisonal verstärkter Haarausfall: ist selbstregulierend und manifestiert sich alsvermehrter Haarausfall im Frühjahr und im Herbst (=Fellwechsler).
    • Chronisch telogenes Effluvium: hierbei liegt über Jahre ein starker diffuser Haarausfallvor. Die Anzahl der langen Haare nimmt ab, die Haarwurzeldichte bleibt konstant.
  • Medikamente.
    Zahlreiche auch sehr weit verbreitete Medikamente können Auslöser eines diffusen Haarausfalls sein: Zytostatika, Antikoagulantien, Cholesterinsenker, Blutdrucksenker, Thyreostatika, Androgene, Anabolika, Gestagene, Zytokine, Antirheumatika, NSAR, Psychopharmaka, Antibiotika, usw.
    Der Haarausfall kann sich bereits nach einer Woche oder erst Monate nach Beginn der Medikamenteneinnahme manifestieren. Grundsätzlich ist der Haarausfall mit Absetzen des Präparats rückläufig.

Alopecia areata.

Bei der Alopezia areata fallen die Haar kreisrund aus. Es können alle Körperhaare betroffen sein. In seltenen Fällen können überhaupt alle Haare am Körper ausfallen (alopecia areata universalis) Pathogenetisch liegt eine T-Zell vermittelte zytotoxische Reaktion zugrunde.
Es bestehen Assoziationen mit anderen Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow, sowie Atopie und Vitiligo.

Differentialdiagnosen: Erkrankungen der Kopfhaut.

Pilze, Psoriasis, Sklerodermie, Lupus erythematodes können die Kopfhaut betreffen und Haarausfall verursachen.

Laboranalysen bei Alopezie.

Adrenogenitale AlopezieBei Virilisierungserscheinungen: Hirsutismus-Labor (Hormonstatus)
Diffuse AlopezieEisenstatus, Zink, Selen, Vitamin D, evtl. Biotin, Schilddrüsenhormone, Leberwerte, Kreatinin, Syphilis, HIV, Umweltgifte
Alopecia areataSchilddrüsen-Auto-Antikörper, ANA