Lymphadenopathie

Abklärung bei Lymphknotenvergrößerung

Unter Lymphadenopathie versteht man die Vergrößerung einer oder mehrerer Lymphknoten.

Im menschlichen Körper gibt es etwa 600 Lymphknoten. Durch einen immunologischen Stimulus kann es zu einer deutlichen Größenzunahme der Lymphknoten kommen.

Normale Lymphknoten haben eine Größe von 0,5-1 cm. Nur submandibuläre, axilläre und inguinale Lymphknoten sind u.U. auch beim Gesunden tastbar. Sie sind weich, nicht druckdolent und gut verschieblich.

Von einer Lymphadenopathie spricht man bei einer Vergrößerung einer oder mehrerer Lymphknoten und/oder bei Veränderung ihrer Konsistenz oder Anzahl.

Ursachen:

  • Ätiologisch müssen zahlreiche Differentialdiagnosen in Betracht gezogen werden.
    • Infektionen
    • Bakterien
    • Parasiten
  • Maligne Erkrankungen
  • Lymphoproliferative Erkrankungen
  • Immunologische Erkrankungen (Autoimmunerkrankungen)
  • Stoffwechselerkrankungen (Speichererkrankungen)
  • Medikamenteneinna

Hinter einer unklaren Lymphadenopathie (LAD) steckt meist eine häufige Erkrankung.

  • Unspezifisch
  • Bakterielle Infektion 
  • Virusinfektion
  • Metastase
  • Lymphom

Wenn die Ursache für die Lymphadenopathie zunächst ungeklärt bleibt, kann der Zustand für 3-4 Wochen beobachtet werden (sofern das klinische Bild eher für eine benigne Ursache spricht).

Diagnostik der unklaren Lymphadenopathie:

  • Anamnese und physikalische Untersuchung
  • Labordiagnostik
  • Bildgebung
    • Ultraschall
    • CT
  • Histologie
    • Feinnadelbiopsie
    • Lymphknotenextirpation

Anamnese und physikalische Untersuchung.

Infektionszeichen im Drainagegebiet des Lymphknotens ?Streptokokken (Tonsillitis), Staphylococcus aureus, Anaerobier, Bartonella henselae, Mykobakterien,
Gonorrhoe, Syphilis, Chlamydia, HSV (STD)
Expositionsanamnese
AllgemeinKatze–> Bartonellose, Toxoplasmose
Rohes Fleisch–> Toxoplasmose
Zeckenbiss–> Borreliose, Tularämie
Tuberkulose–> Tuberkulöse Adenitis
Transfusion–> CMV, HIV
Transplantation–> HIV, Syphilis, HSV, CMV, HBV
Sexualverhalten, iv. Drogenmissbrauch–> HIV, HBV, Endokarditis
BerufJäger, Förster–> Tularämie
Fleischer, Fischer–> Erysipeloid
NoxenTabak, Alkohol, UV-Strahlung–> Metastase
ReiseAufenthalt in Endemiegebieten–> Trypansomiasis (Schlafkrankheit, Chagas)
–> Leishaminiasis (Kala-Azar)
–> Typhus
–> Pest
–> Coccidioidomykose
–> Histoplasmose
–> Tuberkulose
Allgemeinsymptome und Begleitsymptome
Mononukleose-ähnliche SymptomaikEBV, CMV, Toxoplasmose
B-SymptomatikLymphoma, maligner Tumor
Tuberkulose
Kollagenose
okkulte Infektion
Hautsymptome–> Exanthem: Masern, Röteln, Borrelien, sekundäre Syphilis, Herpes Zoster
–> Primärläsion: Katzen-Kratz-Krankheit (Bartonella), Tularämie, Pest
ArthralgienRheumatoide Arthritis, SLE, Morbus Still, Borreliose
Medikamente, die mit Lymphadenopathie assoziiert sein könnenAllopurinol, Atenolol, Captopril, Carbamazepin, Cephalosporine, Gold, Hydralazin, Penicillin, Phenytoin, Primidon, Pyrimetamin, Quinidin, Sulfonamid, Sulindac
FamilienanamneseMaligne Erkrankungen ?

Einteilung der LAD.

Generalisiert ( ≥ 2 Regionen) 25%Lokalisiert (1 Region) 75%
Fieber ?55% zervikal
B-Symptomatik ?1% supraklavikulär
Hepato-/Splenomegalie ?5% axillär
14% inguinal
Systemische Ursache ?Ursache im Drainagegebiet ?

Lokalisierte Lymphadenopathie.

CervikalSupraklavikulär/axillärEpitrochleärInguinal
– Infektiös: EBV, CMV, HIV, Toxo, Masern, Röteln, Syphilis, Bartonella, Anaerobier (Zähne), Mykobakterien, Streptokokken, Diphtherie
– Lymphom, Leukämie
– autoimmun
– Malignom (!)
– Infektiös: Bartonella,
Brucella, Pilze
– Brustimplantate
– Malignom
– Infektiös: Bartonella,
Syphilis, Tularämie
– Sarkoidose
– autoimmun
– iv Drogenmissbrauch
– Infektiös: Syphilis (indolent), Chlamydien, HSV, Haemophilus ducreyi, Klebsiella granulomatis, Bartonella, HIV, Gonorrhoe
– Malignom

Generalisierte Lymphadenopathie.

infektiösMononukleose, HIV, Miliartuberkulose, Typhus, Syphilis, Pest
maligneLymphom, akute Leukämie
autoimmunSystemischer Lupus erythematodes, Rheumatoide Arthritis, Sjögren’s Syndrom, Sarkoidose
medikamentösPhenytoin, Allopurinol, Atenolol
SpeichererkrankungMorbus Gaucher, Morbus Nieman-Pick

Unterscheidungskriterien benigner und maligner Lymphknotenschwellungen.

eher benigneeher maligne
Inguinal, cervikal (ventral des M. sternocleidomastoideus)LokalisationSupraklavikulär, axillär, cervikal (dorsal des M. sternocleidomastoideus)
Meist <1 cm (submandibulär bis 2 cm)Größe> 2 cm (submandibulär >2,5 cm)
WeichKonsistenzOft derb
Ja, unverbindlichSchmerzNein
JaVerschiebbarkeitUnterschiedlich, meist schlecht
UnterschiedlichAllgemeinsymptomeUnterschiedlich
LangsamVerlaufMeist progredient
Ovale Form, hiläre VaskularisationUltraschallRunde Form, periphere oder gemischte Vaskularisation

When to worry – Malignomverdacht.

Alter >50 Jahre
Größe >2,25 cm2
Harter u/o unverschieblicher Lymphknoten
B-Symptomatik (Nachtschweiß, Gewichtsverlust, Leistungsknick)
Supraklavikuläre Lokalisation
Rasche Größenzunahme innerhalb von 2 Wochen

–> Supraklavikuläre Lymphknoten haben das höchste Malignomrisiko!